Corviden

Kolkraben

Raben sind die größten Singvögel der Welt. Ihr großer Schnabel dient nicht nur dem Aufschneiden von Tierkadavern, sondern auch der Gefiederpflege eines Partners. Raben bleiben ihren Partnern ein Leben lang treu. Sobald sie einen Partner fürs Leben gefunden haben und ein Brutrevier festgelegt wurde, beginnen sie zu Brüten und verteidigen ihr Revier aggressiv gegenüber Artgenossen. Bevor Raben jedoch territoriale Brüter werden, versammeln sie sich zum Fressen und Schlafen in großen Nichtbrüterverbänden. Diese Verbände zeichnen sich durch eine große zeitliche Flexibilität in ihrer Gruppengröße und -zusammensetzung aus ("fission-fusion" Gesellschaften). Das Leben in solch komplexen Gesellschaften gilt als kognitiv anspruchsvoll, und ist sehr wahrscheinlich die Ursache für die hohen geistigen Fähigkeiten von Raben.

Das Almtal beheimatet eine große Gruppe von freilebenden Nichtbrütern. Die Raben nutzen den Naturtierpark Grünau um Futter von den dort gehaltenen Tieren zu ergattern. Seit 2008 bemühen sich die Wissenschaftler der Konrad Lorenz Forschungsstelle, die Raben individuell mit farbigen Flügelbinden und individuellen Ringen an den Beinen zu markieren. Einige Raben tragen GPS Sender, die es uns ermöglichen, ihre Bewegungen selbst dann zu verfolgen, wenn sie das Tal verlassen. Zusätzlich wurden die freifliegenden Raben daran gewöhnt, dass sie von den Wissenschaftlern an verschiedenen Gehegen im Wildpark beobachtet werden. Dies erlaubt es uns, die sozialen und kognitiven Fähigkeiten von Raben unter natürlichen Bedingungen zu erforschen.

Dohlen

Dohlen und Raben sind nahe miteinander verwandt und gehören zur selben Gattung (Corvus), aber sie unterscheiden sich in einigen Aspekten ihrer sozio-ökologischen Organisation auffallend voneinander. Während Raben wahre Meister im Futterverstecken sind, tun Dohlen dies überhaupt nicht. Vom Erwachsenenalter an leben Raben in Paaren, aber Dohlen verbringen ihr gesamtes Leben in Gruppen. Diese Aspekte machen Dohlen zu interessanten Versuchsobjekten für Vergleichsstudien. Im Frühling 2005 wurde die erste Dohlengruppe von Hand aufgezogen, in den Jahren 2006 und 2007 sind weitere Tiere dazugekommen. Im Frühjahr 2007 wurde die erste Gruppe freigelassen, gefolgt von einer weiteren Gruppe in 2009. Wilde Dohlen schlossen sich der Gruppe an und die Vögel befinden sich immer noch im Tal und nutzen den Naturtierpark Grünau für die Nahrungssuche und zum Brüten.